Vom Junkie zum Jesusfreak - TEIL 1
Jupp + (s)ein Engel, alles schien gut zu werden
Ich war wieder mal soweit und wollte runter von dem Trip mit den Drogen. 22 Jahre lang hatte ich den Kampf gegen die Sucht immer wieder verloren. Es gab in der langen Zeit auch immer mal ein paar Wochen in denen ich es schaffte die Finger von dem Heroin zu lassen. Aber es war nie von langer Dauer, und ich war wieder drauf.
Die Sucht, das Verlangen sich Heroin in die Venen zu spritzen war einfach immer stärker als mein eigener Wille. Weil ich schon so lange vom Heroin abhängig war, bekam ich vom Arzt wieder Methadon, eine Medizin, die leider auch süchtig macht. Nun war ich wieder ein Mal ein legaler Süchtiger und brauchte den Konsum und das beschaffen vom illegalem Heroin eigentlich nicht mehr zu fürchten. Aber 22 Jahre Sucht lassen sich nicht so einfach ablegen und vergessen. Heroin ist wie ein guter Freund oder eine liebe Gewohnheit, die man nicht vermissen möchte. Bald war ich dann wieder von beidem abhängig, Methadon und Heroin. Es dauerte nicht mehr lange und ich war körperlich und psychisch, wieder einmal ziemlich am Ende. Die Gedanken ans aufhören und ein Leben ohne Sucht waren wieder da. Nur der Plan es umzusetzen fehlte mir und schien unerreichbar?!
Im Spätsommer 2000 kam meine damals zehnjährige Tochter von der Schule nach Hause und sagte: „Du Papa, ich hab mich mit einem Mädchen verabredet das neu in unserer Klasse ist, bringst du mich hin?“ Ich sagte okay und wir gingen los. Als wir an dem Haus angekommen waren und klingelten, begrüßte die Mutter des Mädchens uns an der Tür. Wir unterhielten uns kurz und verabredeten, wann Rose wieder nach Hause kommen sollte. Die beiden Kinder wurden Freundinnen. Nach einiger Zeit, bekam ich einen Anruf der Mutter, von Rose neuer Freundin. Sie bat mich um ein Treffen und so lud ich sie bei uns zu Hause zum Kaffee ein. Sie kam mit zwei kleinen Kindern und einem Hund. Nach der Begrüßung und Bekanntmachung, setzten wir uns an den üppig gedeckten Frühstückstisch und sie fing an zu erzählen. Die Frau sprach darüber, dass sie nach 14 Jahren Ehe nun getrennt von ihrem Mann, wieder bei ihren Eltern im Haus lebt und dort mit ihren 6 Kindern die obere Etage bewohnt. Weil meine Tochter öfters zu Besuch ist, stört das nun aber den Hausfrieden. Ihr Vater hätte etwas dagegen, weil er mich kennen würde. (Er arbeitet beim Amt und ich war damals oft in dem dahinter liegendem Stadtpark und feierte in den Tag hinein.) Ihr Vater hätte große Bedenken, denn meine Tochter könnte ja Krankheiten und so was wie Aids ins Haus bringen. Sie selber schien das nicht so dramatisch zu sehen. Ich erzählte ihr dass ich schon sehr lange Drogen nehme und an der Nadel hänge, also heroinabhängig sei. Dass ich durch einen Arzt medizinisch betreut würde, und bereit wäre einen Aidstest zu besorgen, damit ihre Kinder sich weiterhin treffen und befreundet bleiben könnten.
Es war eine schöne und friedliche Stimmung in meiner Küche. Dass diese Frau etwas ganz besonderes war spürte ich sofort. Auf was für eine ruhige Art und Weise sie zu ihren Kindern sprach, war einfach bemerkenswert. Plötzlich sagte sie, dass sie an Jesus glaube und ER ihr Erlöser sei. Es wäre auch kein Problem für Gott, mich von meiner Sucht zu befreien und mich zu heilen. Ich sagte ihr, das ich an nichts glauben kann das ich nicht sehen oder anfassen kann. Und an einen wiederauferstandenen Jesus schon gar nicht. Ich erzählte ihr dann von meiner Mutter, die über 10 Jahre lang, dreimal in der Woche ins Krankenhaus musste, um an eine Maschine zur Blutwäsche angeschlossen zu werden. In einer 8 Stunden OP wurden ihr zwei künstliche Herzklappen eingepflanzt und am Ende ihres Leidens musste sie, vollgepumpt mit Morphium, qualvoll an Krebs sterben. Wie viele Menschen es auch immer wieder tun, stellte ich ihr die Frage: „Warum hat Gott das zugelassen?“ Ihre Antwort auf meine Frage hab ich längst vergessen, aber das ist jetzt auch nicht mehr so wichtig. Dann kam der Hammer, sie erzählte mir dass sie sich in mich verliebt hat. Ich war einen kurzen Moment sprachlos. Dann stotterte ich so etwas wie: „Was soll ich dazu jetzt sagen, dass kommt alles sehr plötzlich?!“
Dein Vater hat Angst vor Aids! Jesus liebt mich und will mich heilen! Du hast dich in mich verliebt!
Es war wie ne Begegnung zweier Menschen aus fremden Galaxien. Wir waren beide vollkommen unterschiedlich, und doch spürten wir, dass es etwas gab das uns beide verband. Zuerst war es vielleicht nur die Sehnsucht nach Verständnis, Liebe und Aufmerksamkeit. Auf jeden Fall wollten wir uns wieder sehen. Schon beim zweiten Treffen, wollten sich unsere Arme, bei der Verabschiedung nicht mehr trennen. Ich weiß es noch genau, wie wir beiden im Flur standen. Es war eine sehr zärtliche, innige und doch vorsichtige Umarmung.
Durch die viele Arbeit mit ihrem Haushalt und den 6 Kindern, blieb nicht viel Zeit zum kennen lernen. Als der Vater dann mitbekam, dass seine Tochter mit diesem Junkie zusammen ist, erteilte er mir ein Hausverbot. Um jeglichem Streit aus dem Weg zu gehen ließ ich mich darauf ein. Es war eine ganz neue Erfahrung für mich, solch eine Beziehung zu führen. Unsere Wohnungen lagen nur 300 Meter von einander entfernt, doch manchmal hielt ich es kaum aus, nicht zu ihr zu dürfen. So blieb uns oft nur die Möglichkeit des Telefonierens, SMS oder Briefe schreiben. Auf diese Art und Weise einen Menschen kennen zu lernen und zu entdecken ist heutzutage eher befremdlich, doch je länger wir durch unsere noch zarte Liebe verbunden waren, umso schöner wurde sie. Nach ein paar Wochen, wollte ich mehr über diesen Jesus wissen, von dem sie oft sprach. Er war echt ein Teil ihres Lebens, wie ein guter Freund. Also ging ich mit ihr in den Gottesdienst. Als wir Händchen haltend die Gemeinderäume betraten, trafen mich ein paar Blicke die ich nicht so recht einordnen konnte. Doch ich machte mir keinen Kopf darüber, war einfach nur glücklich und verliebt. Die Menschen dort waren wirklich nett und was der Pastor in der Predigt sagte, war auch OK. Kurze Zeit später rief sie mich an und lud mich in ein Cafe ein. Ich freute mich auf das Date, doch was ich dann zu hören bekam, traf mich mitten ins Herz. „Sie ist gekommen um die Beziehung zu beenden, „ registrierte ich schockiert. Ich verstand die Welt nicht mehr und sagte: „Du bist zu mir gekommen, erzähltest mir von Gott und deiner Welt, sagtest, dass du dich in mich verliebt hast. War das alles gelogen, oder sag du mir bitte, was soll das alles?“ Ich war total am Ende und fing voll an zu weinen.
Ich weiß nicht mehr genau warum (waren es meine Tränen, meine ehrliche Art oder ihre eigenen Zweifel, an dem, was sie zu mir sagte? Aber unsere Liebe ist daran nicht zerbrochen. Ich ging dann regelmäßig in den Gottesdienst und mein Vertrauen in das, was ich dort über Jesus hörte wuchs immer mehr. Ich las viel in der Bibel und am Anfang war das voll krass was ich da las und ich verstand nur Bahnhof. Die Propheten die im Alten Testament zu Wort kommen, machen derbe Ansagen. Krieg, Mord, Totschlag und Verwüstung, war an der Tagesordnung. Doch als ich das Hohelied der Liebe las, kam ich ins Schwärmen und geriet in Verzückung. Einfach ein geiler Liebesbrief. Na ja, auf jeden Fall wurde die Sache mit mir und Jesus immer konkreter. Am Heiligabendgottesdienst machte der Pastor einen sogenannten Aufruf zur Lebensübergabe und fragte die Anwesenden, ob heute jemand da ist, der sein Leben mit Jesus starten will. Ich hatte so ein Gefühl in mir, als ob Jesus mich in den Hintern tritt und sagt: „Komm Jupp, los trau dich!“ Ich sagte so zu mir selber: „Okay, wenn schon, denn schon, vorallem an deinem Geburtstag. Das war am 24.12.2000! Mehr wie diese Worte kriegte ich aber nicht über meine Lippen: „Jesus ich gebe dir mein Leben!“ Der Pastor betete dann für mich und segnete mich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Ich dachte mir damals, der Heilige Geist was wird das nur sein? Doch die Reise mit ihm war ab diesem Tag besiegelt, und beschlossene Sache, der Vertrag war geschlossen und rechtsgültig.
Ich fing nun an, mein Leben mit Jesus zu leben. Natürlich war ich immer noch der gleiche und außerdem ein ziemlicher Chaot. Nur ganz langsam fing ich an zu verstehen, was so Stück für Stück mit mir geschah. Es war nix zwanghaftes und ich musste gar nix selber dafür tun. Aber Gott veränderte seinen Jupp immer mehr.
Was mit mir geschah wird im Neuen Testament im Gal. 2,20 so beschrieben:
Was den alten „Jupp“ betrifft, der ist tot,
und das, was jetzt in mir lebt, ist Jesus Christus.
Ich lebe zwar noch in diesem Körper und in dieser Welt,
aber ich lebe dabei total im Vertrauen auf den Sohn Gottes,
der mich liebt und der alles für mich gegeben hat.
Ich bin keiner von der Sorte,
die Gottes Gnade einfach zurückweisen.
(Volxbibelübersetzung von Martin Dreyer)
Nun war ich ein echtes Kind von Gott und gehörte zu seiner Familie, total abgefahren! Jesus ist ein echter Freund, der ein Gutes und vollkommenes, ja überfließendes Leben für mich bereit hält. Meine neue Liebe und die Zeiten die wir mit ihren Kindern zusammen verbrachten, habe ich voll genossen. Es war schön zu sehen, wie wohl sich meine Tochter Rose fühlte, wenn wir alle zusammen waren. Rose war auch oft bei ihnen zu Hause. Ihr hatte man zum Glück ja kein Hausverbot erteilt. Manchmal wenn sie dort übernachtete, ging ich spät am Abend zu ihnen und setzte mich vor dem Haus auf die kleine Mauer und hörte ihnen durchs offene Fenster beim Spielen zu. Da war immer jede Menge los, bei so vielen Kindern. Ich betete dann manchmal, dass es irgendwann anders sein wird und ich glaubte fest daran.
Wir entdeckten immer mehr Gemeinsamkeiten, gingen Töpfern oder zum Trommelunterricht. Dieser Rhythmus unserer afrikanischen Djemben faszinierte uns beide. An die gemeinsamen Fahrradausflüge erinnere ich mich auch noch gerne zurück. Im Sommer, auf einer Gemeindefreizeit lies ich mich dann in einem See taufen, mein Taufspruch ist echt voll cool: Er steht im 1. Buch von Samuel, im 2 Kapitel , Vers 1
Der Herr erfüllt mein Herz mit großer Freude,
er richtet mich wieder auf und gibt mir neue Kraft!
Laut lache ich über meine Feinde und freue mich über deine Hilfe.
Ein paar Wochen später, betete der Pastor mit mir und wies diese scheiß Dämonen in meinem Körper, die mich an die Drogensucht versklavten und ketteten, in die Schranken! Doch zu erst geschah mal rein gar nix. Doch ca. zwei Wochen nach dem Gebet, veränderte sich mein Leben auf krasse, ja für mich nie möglich gehaltene Art und Weise. Das Rauchen einer Zigarette ekelte mich plötzlich an, und ich stellte die Zigarettenpackung einfach in die Glasvitrine. Okay, zweimal nahm ich noch eine Kippe aus der Packung um mir damit einen Joint zu drehen und ihn zu rauchen. Nach ein paar Zügen wurde mir aber total übel. Das Kiffen das mich früher so entspannte, versetzte mich plötzlich in Panik. Ich musste meine Wohnung verlassen, um mich wieder zu beruhigen.
Den letzten Pickel Dope verschenkte ich dann. Mit dem Saufen war es dann auch schnell vorbei. Die Behandlung durch das Methadon stand kurz vor dem Ende. Als die Dosierung nur noch sehr gering war bekam ich wieder einmal starke Schmerzen und Entzugserscheinungen. Um mich abzulenken, hörte ich Musik. Der Text erzählte von Jesus, der uns einen Tisch deckt im Angesicht unserer Feinde. Ich fing an zu beten, wie ich noch nie zuvor gebetet hatte. Ich schrie und flehte: „Hey Jesus, wenn es Dich wirklich gibt, dann zeig Deine Macht. Du musst jetzt was machen Jesus, ich komm nicht mehr klar. Der Entzug ist so derbe und krass für mich, ich halte es nicht mehr aus. Wenn jetzt nicht irgendetwas passiert, lauf ich mitten in der Nacht los, hohl einen Dealer aus dem Bett, besorge mir Heroin und jage mir diese scheiß Spritze in die Vene. Die Sucht ist einfach stärker als ich. Hey, Jesus Du siehst wie ich hier auf meinem Bett liege und mein ganzer Körper am zucken und am zappeln ist, wie ich mit dem Kopf durch die Wand will!“ Immer noch hörte ich irgendwie der Musik zu. Ich war körperlich ziemlich am Ende, völlig kraftlos. In meinem Kopf spulten sich immer wieder die gleichen Gedanken ab. Nur einen Druck machen, nur einen ganz kleinen, dann würde es mir wieder gut gehen und die Höllenschmerzen wären weg. Doch ich wusste auch, dass dann alles wieder von vorne anfängt. Immer wieder, Tag ein, Tag aus, der gleiche Horror. Heroin besorgen, Heroin spritzen, Heroin verkaufen, immer und immer wieder die gleiche Kacke! Durch den Kopfhörer auf meinen Ohren hörte ich plötzlich diese Worte:
Ich bin der Herr dein Hirte, dir wird es an nichts fehlen. Ich weide dich auf saftigen Wiesen und führe dich zu frischen Wasserquellen. Ich gebe dir neue Kraft, und leite dich auf sicheren Wegen, weil ich der gute Hirte bin. Und gehst du auch durch dunkle Täler, fürchte dich nicht, denn ich, Jesus bin bei dir. Ich beschütze dich mit meinem Hirtenstab. Ich lade dich ein und decke dir den Tisch vor den Augen all deiner Feinde. Ich begrüße dich wie ein Hausherr seinen Gast und gebe dir mehr als genug. Meine Güte und Liebe werden dich begleiten dein Leben lang; in meinem Haus darfst du für immer wohnen! Psalm 23
Dabei schaute ich aus dem Fenster. Es war tiefste schwarze Nacht und der Vollmond stand hell erleuchtet am Himmel. Plötzlich hatte ich diese Vision, dass Jesus hinter dem Mond hervor kam und mich anlächelte. Jesus schien zu sagen: „Hallo Jupp, glaubst du wo du mich jetzt endlich erkannt hast und mich bittest, clean zu werden, werde ich deine Gebete nicht erhören? Dein ganzes Leben schon halte ich dich in meiner Hand. Hab Vertrauen zu mir und glaube. Halte durch und du wirst von meiner Gnade erfahren. Du wirst erleben wie es ist, frei von Drogensucht zu leben.“ Plötzlich lag ich wieder auf meinem Bett und der Heilige Geist war das erste Mal spürbar in meinem Zimmer. Ich wurde ganz ruhig und dachte mir, was für ein Kracher ist das denn. Ich weiß nicht mehr wie lange ich dort so gelegen hab, aber ich habe diese Nacht überstanden, ohne mir Heroin zu besorgen. Ca. 6 Wochen lang konnte ich in den Nächten nicht einschlafen und drehte mich von einer Seite auf die andere. Aber der beschissene Suchtdruck war verschwunden. Und die Vision hat sich erfüllt. Ich war plötzlich frei, vollkommen geheilt. Es ist schön diese Welt mit klarem Verstand anzuschauen. Sich an den kleinen Dingen im Leben zu freuen, z.B. wenn meine Tochter sich aufregt, oder wenn sie lacht. Ein wunderschönes neues Leben. Danke Jesus!
Ich hatte mein altes kaputtes Drogenleben tatsächlich hinter mir gelassen. Ich war nun inzwischen schon ein knappes Jahr clean. Morgens aufzuwachen und keinen körperlichen Schmerz vom Heroinentzug zu spüren war einfach nur herrlich. Ich fühlte mich in meinem neuen Leben sehr wohl, konnte manchmal einfach nur staunen. Wie mein neues Leben, – mein fühlen, schmecken, riechen, hören und sehen, meine Gedanken und mein Handeln beeinflusste. Wie ich mich veränderte, ja wie ich langsam ein ganz anderer, neuer Mensch wurde. Für mich war es mittlerweile ganz normal mit Jesus zu reden, ihm zu danken oder ihn um Rat zu fragen. Doch um noch ne Dimension abgefahrener wurde es, wenn ich und mein Engel (so nannte ich meine Freundin sehr oft) zusammen beteten. Es war total entspannend für uns beide, unsere Ängste oder Zweifel, unseren Kummer und unsere Sorgen, unsere Dankbarkeit und Freude, einfach alles was in unserem Leben so abging, gemeinsam vor Gott offen zu legen und zu besprechen. Oder uns zu vergeben wenn mal etwas nicht so gut gelaufen war. Das kam aber nicht so oft vor. Wir beide als Gebetsteam, das war für Jupp fast besser als Sex. Da hatten wir beiden auch so eine spezielle Vereinbarung. Sex wollten wir erst haben wenn wir Verheiratet waren, denn das war für uns sowieso klar, wir wollten den Rest unseres Lebens für immer zusammen sein. Das auszuhalten fiel uns nicht gerade leicht. Dann sagte mein Engel oft, bleib locker mein Jupp, wir verpassen doch nichts.
Die Beziehung zwischen meiner Freundin und mir wurde immer genialer und wir beschlossen, wegen dem Terror den ihr Vater veranstaltete, uns von niemanden auseinanderdividieren zu lassen. Ich ging gerne in die Gemeinde, ich fühlte mich sehr wohl dort. Bei einer Gebetszeit in der alle im Kreis standen, betete der Pastor für jeden. Als ich an der Reihe war, nahm ich den Pastor spontan in den Arm und dachte mir: „Juchhu! Endlich habe ich ein paar Freunde gefunden, denen ich vertrauen kann. Es war ein gutes Gefühl. Ich ging manchmal zum Pastor, half ihm bei der Gartenarbeit Weil ich gut mit anpacken konnte half ich beim Umbau der Gemeinderäume. Als man mich fragte, ob ich alle zwei Wochen die Treppe der Gemeinde putzen würde, sagte ich spontan zu. Mein Engel half mir oft dabei. Wir brachten dann unsere Djemben mit und trommelten ne Runde zusammen. Nach etwas mehr als einem Jahr schien plötzlich etwas anders zu werden. Mir vielen einige Dinge auf, die für mich echt uncool rüber kamen.
Als ich eines Tages fragte ob ich den Predigtkassettendienst übernehmen dürfe, sagte man mir, das könne ich doch nicht. Auch bei der Mitarbeit im Kinderdienst wollten sie mich nicht dabei haben. Ich wollte doch nur schon mal Erfahrungen im Umgang mit Kindern machen, weil ich ja bald selbst eine große Familie mit neun Personen haben würde. Sie sagten: „Da wächst man dann schon so rein!“ Eines Tages kam Stress auf. Bei einem Ehepaar mit drei Kindern kam seit einiger Zeit nur noch der Mann zum Gottesdienst. Es schien so zu sein als ob die Ehefrau ein Problem mit dem Pastor hatte. Es wurde viel gebetet und dem Mann wurde angeraten seine Frau solle doch einsichtig sein und sich unterordnen. Als sie dann eines Tages wieder mitkam, bat der Pastor sie in sein Büro. Dort drin schien es heftig zur Sache zu gehen. Es kam zu einem lautstarken Streit. In der nächsten Woche ging es in der Predigt um den Geist der Isebel (Wenn Frauen über Männer herrschen!?). Es wurde auch die klare Ansage gemacht, diese Familie die ab jetzt nicht mehr kommt, nicht zu besuchen und nicht anzurufen. Ich dachte mir; halllooo was geht denn jetzt hier ab?? Trotz eines komischen Gefühls im Magen und in meinem Verstand, schob ich aber irgendwie alle Zweifel beiseite.
Jupp + sein Engel bekamen Wind von einem Jesus Festival, in Gotha. Mit fünf Kindern, Rucksäcken und einem voll bepackten Bollerwagen machten wir uns mit Bus und Bahn auf den Weg. Hast du schon mal was vom Woodstock gehört? Das Festival, dem sie auf der Spur waren nannte sich Freakstock. Auf diesem Festival für und mit Jesus war ich das erste Mal seit über 20 Jahren nicht mit Drogen unterwegs (wie auf so vielen anderen Festivals), sondern mit dem heiligen Geist. Jesus und seinem Vater zu begegnen war dort angesagt und wie ich es in den folgenden Jahren kennen lernte, mit allen anderen Jesus Freak Gemeinden zusammen zu feiern, Freunde zu treffen und neue kennen zu lernen. Eine total andere Art Jesus nachzufolgen als es in meiner Gemeinde so üblich war. Diese Form von Gottesdienst war einfach klasse. Die vier Tage vergingen wie im Flug, Ich und mein Engel waren froh dort gewesen zu sein. Es war der geniale Abschluss eines Sommers, den ich niemals vergessen werde. Einfach die Krönung!!!
Einer der Prediger auf´m Freakstock war aus Remscheid. Die Freaksgemeinde dort feierte ihren Sonntagsgodi immer um 16 Uhr. An einem Sonntag fuhren wir beide dort hin. Wir waren echt positiv überrascht, denn die Leute saßen im Gottesdienst auf alten Sofas oder auf dem Fußboden. Der Besuch bei den Freaks hatte uns beiden so gut getan, dass wir uns dachten, das machen wir jetzt so oft es geht. Sonntags morgens in den Godi der eigenen Gemeinde und nachmittags zu den Freaks. Unser Erlebnis bei der Gemeinde in Remscheid erzählten wir auch vertrauensvoll unserem Pastor. Das was er da hörte passte ihm anscheinend überhaupt nicht. Er verlor fast seine Beherrschung und geriet förmlich ins schnaufen. Aufbrausend, wild gestikulierend machte er seinem Unmut Luft: „Nach meinem Gottesdienst noch woanders hingehen, sich eine Predigt anhören und den Gottesdienst zu feiern, das geht ja wohl überhaupt nicht, dass bringt euch ja total durcheinander!“, waren seine Worte, die wir beide zu hören bekamen. Bei meinem Engel hatte die Ermahnung wohl Früchte getragen, denn ihr zuliebe gab es keinen zweiten gemeinsamen Besuch bei den Jesus Freaks in Remscheid. Dienstags war immer Gebetsabend beim Pastor zu Hause. Ich und mein Engel fuhren sooft es ging, zusammen dort hin, um ein paar Stunden gemeinsam zu verbringen. Als das Pastorenehepaar nach langen Jahren das erste Mal wieder in den Urlaub flog, sollte auf keinen Fall ein Gebetsabend stattfinden. Weil mir das einfach zu blöd war, haben ein paar von uns es trotzdem gemacht und wir haben uns zum beten bei mir getroffen. Warum sollte man sich denn nicht ohne den Pastor treffen um gemeinsam zu beten?
Der Pastor, zu dem ich ein freundschaftliches Verhältnis hatte, schlug mir eines Tages vor, 2 Mal in der Woche als Gärtnergehilfe mit ihm zusammen bei seinem Arbeitgeber zu arbeiten. Er hatte die Vision, dass wenn die Gemeinde einmal größer wird, er sich nur noch als Pastor um die Gemeinde kümmern wollte. Er würde mich als Gärtner in die Arbeit einarbeiten und ich sollte später einmal seinen Job übernehmen. Ich nahm das Angebot dankbar an. In den ersten Wochen war ich meistens mit einfachen Aufräumarbeiten und Unkraut zupfen beschäftigt. Es wurden von mir solche Sachen wie Rasen mähen erledigt, oder ich stieg in den Teich und befreite ihn von den Algen. Eines Morgens hieß es dann, auf der Pferdekoppel müssen die (Pferdeäpfel) mit Schüppe und Schubkarre aufgesammelt werden. Die Sache hatte nur einen Haken; der größte Teil des Geländes lag an einem recht steilen Hang und das zweite Handicap war das Wetter. Dunkle Wolken lagen in der Luft. Ich zog mir also meine Regenkleidung an und machte mich an die Arbeit. Nach einer Stunde goss es dann auch in Strömen, der Regen prasselte wie aus Eimern auf mich herab. Die Regenhose war über die Stiefel gezogen, aber irgendwie füllten sich meine Stiefel immer mehr mit Wasser. Das ständige Berg auf und Berg ab mit der Schubkarre war ziemlich herausfordernd. Mit Gedanken an den Feierabend und der Macht des Gebets, (Psalm 23 war mein Favorit), rettete ich mich über die Stunden.
Am nächsten Tag goss es gleich von Anfang an wie aus Kübeln. An diesem Tag war ich nicht so gut drauf. Ich war zwar immer noch mit Psalm 23 unterwegs, doch langsam schwoll mir der Kamm an. Ich dachte mir, warum mach ich das hier überhaupt und wurde immer unzufriedener. Als ich dann endlich mit dem Pferde(scheiß) fertig war ging ich erst mal in die Halle um aus den klatschnassen Klamotten raus zu kommen und mich umzuziehen. Dort traf ich meinen Pastor, der schön im trockenen, die geilsten Oldtimer, echt abgefahrene Autos, wartete und polierte. Ich dachte mir so im vorbeigehen, hätten wir mit vier Händen den Mist weggeschaufelt, dann wäre ich nur an einem Tag so übel nass geworden und hätte ihm dann bei den Oldtimern geholfen. Aber mir wurde langsam klar, dass Teamwork nicht die Stärke des Pastors war. Eines Tages beim Frühstück erzählte ich, dass Rose und ich am Wochenende bei dem Jugendgottesdienst „ON FIRE“ waren. Es hatte Rose und mir sehr gut getan und der Heilige Geist war auch voll am Start gewesen. Statt sich mit mir zu freuen, erwiderte der Pastor nur: „Wer weiß ob die überhaupt wiedergeboren sind?“ Weiter sagte er nichts. Gut dass ich kein Raucher mehr war, mir wäre sonst bestimmt die Kippe vor lauter Sprachlosigkeit aus dem Mund gefallen. Wie ist der Typ denn drauf, der da auf der anderen Seite vom Tisch sitzt? In einem anderen Gespräch sagte der Pastor zu mir: „Wenn die Gemeinde nicht wächst, werde ich wohl bis zu meiner Rente hier arbeiten!“ Wieder so eine Sache mit der ich nicht klar kam. Das würde ja heißen, dass ich die nächsten 15 Jahre mit Unkraut zupfen und Pferdekack verbringen würde. Was für ein Ziel verfolgt er mit solchen Aussagen. Ich bekam aber den Mund nicht auf um ihn auf seine merkwürdigen Äußerungen festzunageln. Und eigentlich hatte ich ja auch großes Vertrauen zu ihm.
Bis zu den Sommerferien hatte ich genug Geld zusammen und lud meinen Engel auf einen Trip nach Portugal ein. Die Kinder waren solange bei Bekannten gut aufgehoben. Ein Bruder aus der Gemeinde gab mir bei der Verabschiedung einen Umschlag und sagte: „Hier bitte, nimm das als Taschengeld.“ Als ich ihn später öffnete, waren da 500 Euro drin. Da ich aber schon genug Geld hatte gab ich die Kohle meinem Engel. So war das Geld ein wenig aufgeteilt und sie musste ihren Jupp nicht um Geld fragen wenn sie etwas brauchte. Vom Flughafen Faro zogen wir los an die Atlantikküste. Unsere Trommeln hatten wir natürlich auch mit dabei. Zwei Wochen Camping in einem Pinienwald direkt 20 Meter vom Strand. Es war einfach herrlich, nur die Sonne, der Strand und das Meer. Das Beste aber war, wir beide waren mal ganz alleine für uns. Nur ich und mein Engel, mann war das geil! Doch so ist es nun mal, alles Gute geht immer viel zu schnell vorbei. Die Zeit verging wie im Flug und good old Solingen hatte uns schon bald wieder.
Die Gemeinde in die ich ging hatte jede Woche zwei Godis, einen Freitags und einen Sonntags. Zu einem Freitagabendgodi kam eines Tages ein Gast, der noch nie vorher dort war. Der Pastor fragte ihn freundlich aber bestimmt, wo er herkomme und was er an diesem Abend hier wolle. Der Mann meinte dass er in eine Gemeinde geht die nur am Sonntag Gottesdienst feiert, er aber an diesem Abend ein Wort von Gott brauchte. Und weil er schräg gegenüber der Gemeinde wohnt, ist er vorbeigekommen. Der Pastor sagte zu ihm, es ist schön, dass sie heute Abend hier sind. Aber die Gemeinde in die er geht, würde ihn brauchen und er solle doch bitte in Zukunft lieber dort bleiben. Bei dieser Aktion des Pastors wurde mir plötzlich wieder ganz komisch in der Magengegend und ich spürte, dass da was nicht so ganz in Ordnung war. Einige Zeit später traf ich den Mann im Bus wieder und wir sprachen über den Abend. Wir beide kamen zu dem Ergebnis: Das war ganz schön schräg! Je mehr ich in Gottes Wort forschte und lernte, was es für eine coole Sache ist Christ zu sein und mit der Gemeinde und Jesus zu leben, umso öfter fragte ich mich, warum manche fundamentale Dinge in meiner Gemeinde einfach nicht vorhanden waren. Wurden sie einfach nicht gebraucht, oder warum gab es sie nicht?
In der Apostelgeschichte las ich von Ältesten die dem Gemeindeleiter als Hilfe zu Seite standen. Mehrere Hauskreise gab es da auch. Als ich meinen Engel nach ihre Meinung zu diesen Dingen fragte, sagte sie nur: „Das kommt vielleicht noch!“ Ich sagte zu ihr: „Glaubst du das wirklich, unserer Gemeinde gibt es nun schon seit über 10 Jahren. Der Gemeindeleiter, der auch meistens der Pastor ist und die Ältesten, (bei kleinen Gemeinden meistens zwei Personen) sind wohl schon von Anfang an am Start, oder nicht? Schon allein damit der Gemeindeleiter, genug Rückendeckung und gegebenenfalls Korrektur bekommt!“ Langsam wurde es schon etwas seltsam, egal was ich meinem Engel erzählte, sie lies all die Probleme und Bedenken die ich damit hatte nicht gelten und meinte nur, ich hätte da wohl etwas missverstanden. Dabei hatten alle meine Einwände und Fragen doch irgendwie ihre Berechtigung. Es kam sogar soweit dass ich immer öfter in der Nacht aufwachte. Ich war echt voll durcheinander, denn ich hatte immer den gleichen Gedanken im Kopf: „Wie ist der Pastor denn drauf? Mir lies das alles keine Ruhe und es schien so, als ob ich den gerade erst gefundenen inneren Frieden wieder verlieren würde. Da es ja keine Ältesten in der Gemeinde gab, ging ich zu verschiedenen Männern, aus meiner Gemeinde, die schon länger dabei waren. Ich erhoffte mir auf diese Weise, ein paar Antworten zu bekommen. Einer der Männer sagte: „So wie der Pastor die Gemeinde leitet ist das schon in Ordnung!“ Von meinen Bedenken wollte er auch gar nichts wissen. Mit dem nächsten hatte ich ein gutes Gespräch. Er schien Verständnis für meine Fragen zu haben, doch am Schluss unserer Unterhaltung legte er den Finger auf seine Lippen und sagte: „Es ist besser Jupp, du bleibst ruhig!“ Ich sagte zu ihm, dass ich das nicht kann. Ich hatte schon zu viel Zeit in meinem Leben in den verschiedensten Arten von Abhängigkeit verbracht. Ich spürte genau was gerade in mir abging und weil ich diese innere Unruhe nicht länger ertragen konnte, schrieb ich alles auf und ging damit zum Pastor, um Klarheit zu bekommen. Doch das Gespräch nahm einen ganz anderen Verlauf als ich es mir vorgestellt hatte. Der Pastor war überhaupt nicht bereit zu einem normalen Gespräch. Er schien dazu berufen, Gespräche nur so zu leiten und zu führen wie er es gerade brauchte, um seine Interessen zu wahren. Ich bekam keine einzige Antwort auf meine zuerst gestellte Frage, und ich erkannte, dass es wohl zwecklos wäre, noch irgendeine andere Frage in das Gespräch einzubringen. Nach seiner „Unterweisung“ war Jupp total niedergeschlagen und frustriert.
Ich und mein Engel gingen seit einiger Zeit zum Squash Center und wir ließen die Schläger kreisen. Da wir noch Anfänger waren, spielten wir uns den Ball meistens „gekonnt“ vor die Füße. An einem Abend lief das nicht so gut und ich maulte meine Freundin an. „Machst du das extra, dass ich den Ball nicht schlagen kann.“ Die beiden schauten sich erschrocken an und ich entschuldigte mich sofort bei ihr. Ich nahm sie in den Arm und sagte: „Sorry, tut mir leid! Ich weiß auch nicht was mit mir los ist.“ Irgendwie schien alles außer Kontrolle zu geraten. Erst einige Wochen später wurde mir klar was an diesem Abend mit mir geschehen war. Doch wir hielten an unseren Versprechen fest.
Wir beide waren jetzt fast 2 Jahre verliebt und wollten nun auch irgendwann heiraten. Wir gingen zum Pastor um mit ihm über die Hochzeit zu sprechen. Im Laufe dieser Unterhaltung sagte der Pastor, wir wären seiner Meinung nach noch nicht so weit und er jedenfalls, würde unsere Trauung jetzt noch nicht machen. Das fanden wir beide echt merkwürdig, sagten uns aber: „Dann lassen wir uns eben von einem anderen Pastor trauen!“ Nun hatte ich die Faxen dicke. Was ist das nur für ein Mensch? Schleicht sich in mein Vertrauen ein und macht einen auf tollen Kumpel und dann kommen immer wieder so krasse Aussagen. Als erstes kündigte ich meinen Job, für so einen wollte ich auf gar keinen Fall mehr die Drecksarbeit machen. Als ich meine Arbeitspapiere abholte, schaute ich mir noch mal das wunderschöne Anwesen seines Chefs an, der ein reicher Industrieller war und ne Jacht in Kanada, Pferde, Oldtimer und sicherlich auch jede Menge Kohle besaß. Ich dachte kurz darüber nach mit was für guten Plänen und Aussichten ich vor 7 Monaten meinen Job hier begonnen hatte. Am großen Ausgangstor zu Straße traf ich dann auf den Pastor und seine Frau die auch dort arbeitete. Sie standen da als hätten sie auf mich gewartet um sich von mir zu verabschieden. Wir sprachen kurz miteinander und plötzlich sah ich mich üblen Verdächtigungen gegenüber gestellt. Regelrechte Anfeindungen sprachen sie gegen mich aus. Sie meinten ich würde voller Rebellion stecken und solle doch besser mal darüber nachdenken. Vollkommen aufgebracht ließ ich die beiden dann einfach stehen und verließ das Gelände. Als ich später im Bus saß war ich immer noch auf 180. Ich fühlte mich als sei ich total verarscht worden und rief meine „Verlobte“ noch im Bus sitzend an. Ich war extrem aufgeregt und redete an einem Stück. Mein Puls schien immer höher zu schlagen. Plötzlich stellte ich fest dass mein Handy ausgegangen war und ich nur mit mir selber sprach. Die Leute im Bus guckten schon komisch. Nur langsam beruhigte ich mich wieder. Ich ging am nächsten Dienstag zum Gebetsabend und war dabei sehr aufgebracht von dem, was sich in den letzten Wochen alles in mir angestaut hatte. Ich war kein geschickter Redner und ohne über die Folgen nachzudenken, schossen meine Worte aus mir heraus. In hektischer, aggressiver Weise, brach all meine Verzweifelung aus mir hervor. Ich sagte den Leuten auf dem Gebetstreffen, dass man so, wie ich es in der Gemeinde erlebe, doch nicht mit Menschen umgehen sollte. Völlig überfordert und verzweifelt verließ ich meine „Freunde“. Beim hinausgehen sagte ich, dass ich erst mal nicht mehr zum Gottesdienst kommen werde. Als ich meinen Engel das nächste Mal traf, sagte sie mir: „Wenn du nicht mehr in die Gemeinde kommst, können wir auch nicht mehr zusammen sein.“ Weil ich meinen Engel sehr liebte rief ich den Pastor an und bat ihn um ein zweites Gespräch. Ich fragte auch meinen Engel ob sie bei dem Gespräch dabei sein könnte und sie sagte, na klar. Ca. 3 Wochen später sollte es dann endlich zu einem Treffen im Haus des Pastors kommen. Doch 2 Tage vorher wollte mein Engel plötzlich doch nicht mehr mit dabei sein. Ich kam aber auch nicht auf die Idee noch jemanden aus der Gemeinde zu fragen, ob er mich zu dem Treffen begleiten könnte. So ging ich mit einem flauen Gefühl im Magen, den Berg herunter zum Haus des Pastors. Der öffnete mir die Tür und wir beiden gingen die Treppe rauf und setzten uns ins Wohnzimmer. Zuerst einmal entschuldigte ich mich bei ihm für mein Verhalten und die Art und Weise wie ich mich beim letzten Treffen benommen hatte und bat den Pastor, mir zu vergeben. Was der mir dann sagte, werde ich nie mehr vergessen. Er erklärte, er hat mir schon vergeben, ich müsse mir aber eine andere Gemeinde suchen, denn der „Engel“ brauche jetzt ihre Ruhe. Ich fragte ihn, wie er zu so einer Art des Handelns komme: Am Wochenende stünde er mit seinem Predigtmanuskript vor der Gemeinde und predige z.B. vom verlorenen Sohn. In diesem Gleichnis geht es genau um die Dinge, um die ich ihn jetzt bitten würde, um Gnade, Vergebung + Wiederherstellung. Seine Antwort darauf war: „In dem Gleichnis, das war ja Gott!“
Ich sagte dann zum Pastor, dass er ja von Gott eingesetzt sei, uns (der Gemeinde) von eben diesem Gott und seinem wirken und handeln in der Welt und in uns etwas zu erzählen (predigen). Also wäre er doch daran zu messen, wie er im Alltag seine Predigt umsetzt. Davon wollte er dann aber überhaupt nichts mehr wissen. Seine Frau klinkte sich plötzlich auch in das Gespräch mit ein und unterstützte ihren Mann dabei, das Treffen möglichst schnell zu beenden. Als ich das Haus verließ und ich mich wie benommen den Berg hoch schleppte, trafen mich meine Gedanken wie Messerstiche. Jesus, was war das denn jetzt; was geht denn hier ab? Das soll inspiriert von dir und dem heiligen Geist sein, dem Weg, der Wahrheit und dem Leben in Gott? Ich war noch nicht sehr lange ein Christ, doch dass das, was der Pastor im geheimen (ohne Zeugen) so abzog, nichts mit dem Evangelium (der guten Nachricht von Jesus Christus) zu tun haben konnte, war mir nun unmissverständlich klar gemacht worden. Ich fühlte mich wie vom LKW angefahren und war total neben der Spur. Ich hatte immer wieder diesen einen Gedanken, Jupp besorge dir einen Baseballschläger und schlag dem Typen den Schädel ein. An meinen guten alten Freund, das Heroin, hatte ich auch schon mal wieder gedacht. Ich wusste ja, ein Schuss und der quälende Schmerz ist (auch wenn nur für ein paar Stunden) endlich weg. Aber Jesus war schon zu tief und fest in mir am wirken und handeln, so dass alle destruktiven Gedanken die ich hatte, keine Macht mehr über mich behielten. Lieber Pastor, in Matthäus 18,6-7 spricht die Bibel in diesem Zusammenhang eine klare Warnung aus:
„Wenn aber einer so dreist ist und das kindliche Vertrauen, was die Leute in mich haben, irgendwie kaputt macht, der wäre besser dran, wenn er von einer Bahn überfahren würde. Ich (Jesus) warne jeden, der meine Leute dazu verführt, Gott nicht mehr zu vertrauen! Es ist unvermeidbar, dass man mal dazu verführt wird, Mist zu bauen, aber ich will die echt warnen, die mit Absicht meine Leute verführen!“
Nach dem Treffen mit dem Pastor rief ich meinen Engel an und wir verabredeten uns. Bei dem Treffen und der Unterhaltung, die wir dabei führten, stand ich irgendwie neben mir, wie in einem Schockzustand. (Während der nächsten 2 Jahre gab es auch keine Verbesserung meines Zustandes).
Wir beide gingen also spazieren und besprachen die vielen „Missverständnisse.“ Mittlerweile war es schon dunkel geworden und nun standen wir wieder dort wo wir uns getroffen hatten. Plötzlich sagte mein Engel, sie könnte die Beziehung nicht weiter führen und machte alldem ein Ende. Mir wurde richtig schlecht von ihren Worten und ich fragte, wie sie auf dieses schmale Brett kommen würde. Hatte sie alles schon vergessen, was wir beide erlebt hatten. Es sollte doch heißen: „In guten und in schlechten Zeiten!“ Mein Engel hatte mir auch einmal gesagt, sie würde um mich kämpfen wie ein Löwe, (im Zusammenhang mit dem Stress, den ihr Vater immer machte.) Sie sagte dazu: „Das hätte nur Gültigkeit im Fall einer Hochzeit gehabt und sie hat so eine Erkenntnis bekommen und müsste jetzt Gehorsam sein!“ Meiner Frage nach der Art ihrer Erkenntnis wischte (mein) Engel aus und sie sagte: „ Das würde ich jetzt nicht verstehen!“ Ich verstand die Menschheit nun wirklich nicht mehr, jedenfalls die nicht, die sich Christen nennen und auf so einem verrückten und kaputten Glaubenstrip „hängen geblieben“ sind. (Mein Engel war zuvor in einer Gemeinde, in der Frauen noch Kopftücher tragen mussten und getrennt von den Männern saßen.) Genau diese Art von religiösem Glauben, der noch in ihr war, schien dem Pastor zu Pass zu kommen. Anders konnte ich mir das ganze Drama nicht erklären. Denn ich bin davon überzeugt, nur religiöser Glaube und seine nach sich ziehende Abhängigkeit, kann so eine große und wahre und vielleicht auch von Gott gewollte Liebe, die Jupp + (sein) Engel bis dahin verband, zerstören.
Ich verabschiedete mich dann von ihr und ging fassungslos in die Dunkelheit, guckte in den Himmel und schrie: „Mich kotzt das hier alles so an, wir Menschen haben doch alle einen Riss in der Schüssel, Jesus komm und hol mich doch einfach hier ab, ich kann das alles nicht mehr ertragen.“ In der nächsten Zeit war erst mal Funkstille zwischen uns beiden angesagt. Ich rief sie noch ein paar Mal an. Aber sie wollte keinen Kontakt mehr zu mir haben. Die nächsten Wochen waren wie ein Horrortrip für mich. Ich konnte in der Nacht kaum Schlaf finden. Wenn es mal gelang bin ich unter Tränen eingeschlafen und unter Tränen wieder aufgewacht. Ich hab über dieselbe beschissene Frage mehr als 2 Millionen Mal nachgedacht, hab mich gedreht und mich gewendet in demselben scheiß Problem. Für sie ist es beendet aber ich, der Jupp konnte sie einfach nicht vergessen und musste sie jede Nacht in meinen Träumen aufs Neue ansehen. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, ich konnte nichts mehr essen und nichts mehr verstehen. Der Engel hatte „seinen“ Jupp verlassen! Meine Erinnerungen an sie lähmten mich, ich hatte Angst vor dem Abend und es graute mir vor der Nacht. Weil dann immer dieselbe Frage mich wach hielt:
„Warum? – Warum? – Warum? – Warum ist sie nicht mehr da?“
Ich versuchte so gut ich es konnte wieder ins Leben zurück zu finden, es musste ja auch irgendwie weiter gehen. Wenn ich auch noch nicht wusste wie, da war ja noch meine herrliche Tochter Rose, die ich über alles liebte. Wie mag sie das alles verkraften. Der Engel war für sie wie eine Mutter gewesen und doch wieder einmal war die „Mutter“ aus ihrem Leben verschwunden. Mit den sechs „Halbgeschwistern“ und den anderen Kindern aus der Gemeinde gab es auch keine Treffen oder Freundschaften mehr. Doch ein Treffen gab es noch, es war das Weihnachts-Theaterstück, in dem Rose einen Engel spielte und für das schon lange geprobt worden war. Am Tag der Aufführung sagte Rose zu mir „Papa ich will dass du mit kommst“ Ich lies mich natürlich nicht zweimal bitten. Der Pastor hatte mir „Hausverbot“ erteilt und ich sollte auch nicht zu dem Theaterstück kommen. Ich wollte meine Tochter aber auch ungern alleine dort hingehen lassen. Als wir vor der Gemeinde ankamen, sprach mich gleich ein Mann an. Der, der mir damals für den Urlaub die 500 Euro geschenkt hatte. Er bat mich ruhig zu bleiben und keinen Streit zu provozieren. Wir unterhielten uns dann noch kurz und gingen dann in die Gemeinde. Als die Vorführung zu Ende war, gab es noch Kaffee und Kuchen. Dem Engel ihre jüngsteTochter kam auf mich zugelaufen und sagte: „ Komm, Kuchen essen!“ Und ich ging mit ihr in die Küche. Das Kaffee und Kuchenbüffet hatte gerade erst begonnen. (M)ein Engel stand wie jeden Sonntag, schon wieder an der Spüle und war am sauber machen, damit hatte ich zuvor oft meine Schwierigkeiten gehabt. Sie backte jeden Sonntag einen Kuchen für die Gemeinde. Beim backen wusste keiner so gut Bescheid wie sie, einfach himmlische Kreationen die sie hervor „zauberte“. Der ganze Haushalt und die sechs Kinder waren ihr wohl nie genug gewesen, so dass sie in der Gemeinde auch immer noch mit helfen wollte. Meine Meinung aber war, (dass hätten auch andere tun können), die keine Kinder hatten. So hätte sie nicht „immer“ bis zuletzt dableiben müssen und es wäre mehr Zeit für einen gemeinsamen Sonntag übrig geblieben. Na ja, shit happens, war ja jetzt eh alles egal. Vielleicht war es an diesem Nachmittag auch einfach die beste Möglichkeit für sie, dem Ex-Jupp geschickt aus dem Weg zu gehen. Auf jeden Fall waren die Tische und Stühle alle besetzt, alle bis auf genau 2 Stühle, die an dem Tisch waren der unmittelbar an die Spüle grenzten. Auf der gegenüber liegenden Sitzbank von den 2 leeren Stühlen, saß das Pastorenehepaar. Ich ging also hin streckte meine Hand aus und begrüßte den Pastor, wie das so üblich war, mit seinem Vornamen. Der Pastor gab mir weder die Hand noch erwiderte er meinen Gruß. Im Gegenteil, er hob noch nicht mal seinen Kopf um mich anzusehen. Der Pastor behandelte mich als ob ich überhaupt nicht da wäre. Ich dachte mir, wie arm ist das denn? Und hätte meinen Spaß daran gehabt ihn zu fragen ob das seine Art des Vergebens ist, wie er mich behandelt. Vielleicht wäre es auch angebracht gewesen, ihn vor seiner Gemeinde nach dem Grund meines Rausschmisses zu fragen. Aber ich setzte mich dann brav auf den freien Stuhl nahm das Kind auf den Schoß und trank ne heiße Schokolade mit der Süßen und wir aßen ein Stück Kuchen. Ich hatte ja versprochen, keinen Streit zu provozieren. Es ergab sich auch kein Gespräch am Tisch.
Es dauerte keine 3 Minuten und das Pastorenehepaar verließ die Küche. Ich nahm später meine Tochter bei der Hand und verschwand aus diesem ehrenwerten Haus.
Um noch mal mit meinem Engel zu reden, fuhr ich zur städtischen Musikschule, (sie war Donnertags immer mit ihren Kindern da). Wir beide hatten ein gutes Gespräch und wollten es noch einmal miteinander versuchen. Jucheh, dachte sich Jupp und war echt happy. Doch als ich am Samstag in den Briefkasten schaute, fand ich einen Zettel auf dem standen ungefähr diese Worte: „Tut mir leid aber es geht einfach nicht, wir können nicht zusammen sein. Bitte akzeptiere das. Jupp war mal wieder heftig überrascht. Wie bei `nem Boxkampf so eine krachende rechte Gerade oder ein linker Aufwärtshaken wirkt, hieß es bei ihm auch erstmal Knockout. Am Nächsten Donnerstag ist Jupp wieder zur Musikschule hingefahren um mit ihr zu reden. Doch es war nichts mehr da, von dem harmonischen Miteinander, das die beiden mal pflegten. Einen Satz den ich sagte, hab ich bis heute nicht vergessen. Der war echt voll daneben! Verletzt und zornig sagte ich zu ihr: „Wie willst du eigentlich mit deinen sechs Kindern noch mal einen Mann abkriegen!“ Heute würde Jupp sie gerne dafür um Vergebung bitten.
Einige Zeit später, ich und meine Tochter Rose, stiegen gerade aus dem Bus aus, da sahen wir den Engel, auf der anderen Straßenseite an der Ampel stehen. Sie kam wohl gerade vom Einkauf. Voll bepackt mit Einkaufstüten und ihrem Hund an der Leine. Keine 20 Meter voneinander entfernt, standen wir drei uns nun gegenüber. Die Frau die ich liebte und der Mann den sie liebte (?) und das Kind das die beiden liebte! Rose rief ihren Namen und winkte ihr zu. Doch sie tat so, als würde sie uns beide nicht kennen. Rose zerrte an meiner Hand und sagte: „Ich gehe jetzt dahin und frag warum sie uns nicht grüßt oder zurück winkt!“ Doch ich hielt sie fest an der Hand. Als die Ampel das 2 mal wieder auf grün sprang, sagte ich zu meinem Kind:„Wenn sie uns nicht begegnen will können wir auch nichts dagegen tun.“ Ich stand da und war wieder einmal fassungslos! Mir fielen die vielen Briefe ein die wir beiden uns geschrieben hatten, die voller Liebe steckten. Die Situation die ich damals erlebte, erschien mir so unwirklich, als ob ich das alles nur träumen würde. Nach einiger Zeit trafen wir uns zufällig wieder, es kam aber wieder mal nur zu einem Smalltalk. Wir sprachen über meinen Gemeindeausschluss. Der Engel war tatsächlich der Meinung, ihr Pastor hätte mich doch gar nicht rausgeschmissen. Ich sagte zu ihr: „Du weißt ja bestens Bescheid, obwohl du doch gar nicht bei dem Gespräch dabei warst.“ Ich versuchte dann auch nicht mehr, sie irgendwie (wachzurütteln), sagte nur: „Weißt du, dass du mir das Herz brichst“ Sie antwortete darauf mit den Worten, „Ja ich weiß“. Immer wieder Mal trafen wir uns zufällig wieder und unterhielten uns kurz. Hallo wie geht’s? und so´n bla bla. Wenn wir uns voneinander verabschiedet hatten, gab es für meine Tränen kein halten mehr. Es war ein seltsames Gefühl das mich dann umgab, ein totaler Emotionskick. Waren es Tränen der Trauer, weil sie einfach in meinem Leben fehlte, oder Tränen des Glücks, weil sie mir damals von Jesus erzählt hatte und ich sie kennen lernen durfte. Ich fragte mich dann oft: Wann würde das alles ein Ende haben?
Als wir beiden noch ein Paar waren, und unser Pastor mal über das Miteinander in der Ehe predigte, hörte ich diesen Satz von ihm: „Mach deinen Partner glücklich, und du selber wirst überglücklich sein!“ Das war es was ich wollte, meine Partnerin glücklich machen und natürlich auch selber ein kleines Stück vom Glück. Das alles liegt jetzt schon über 14 Jahre zurück. Ich bin froh, dass ich damals nicht verrückt wurde, von all dem Wahnsinn den Menschen sich einfallen lassen. Was sind das nur für Menschen, die sich berufen fühlen, über andere Macht aus zu üben um sie zu beherrschen und sie letzten Endes zu religiösem Gehorsam verleiten. Menschen die sich hinstellen und behaupten sie handeln im Willen Gottes! Trotz all dem Schmerz von damals bin ich sehr dankbar dass Jesus, langsam aber sicher, immer mehr Gestalt in mir annimmt und viel Freude in mein Leben bringt. Jesus du bist der aller, Allerbeste, mein Held, und der Anfänger und Vollender meines Glaubens!
Es war ungefähr Anfang November 2006, ich stand mit der Straßenzeitung, die ich damals vor dem Aldi verkaufte. Da kam ein Bekannter aus meiner ersten Gemeinde, aus der ich so krass raus gekickt wurde, auf mich zu und wir unterhielten uns eine kurze Weile. Dann ging er einkaufen und für mich war es auch Zeit dass ich mich auf den Heimweg machte, um für meine Tochter Rose, die aus der Schule kam, Essen zu kochen. Unterwegs hatte ich einen Gedanken! Wenn ich den Mann das nächste Mal treffe, werde ich ihn fragen, ob er bereit wäre mit mir darüber zu sprechen, wie er das ganze Drama damals erlebt hat. Am nächsten Tag stand ich wieder vorm Aldi. Auf einmal stand mein Bruder in Christus von gestern Mittag wieder vor mir und sagte. „Ich hatte den Eindruck, ich sollte dir das hier geben. Und er legte mir einen Geldschein in die Hand. Ich erzählte ihm dann von meinem Eindruck, den ich gestern auf dem Heimweg hatte. Der Mann sagte: „Na klar das machen wir!“ Und wir machten ein Termin aus um uns in einer Kneipe auf ein alkoholfreies Bier zu treffen und alles zu bequatschen. Bevor er ging sagte er zu mir: „Du weißt aber, dass ich jetzt mit dem „Engel“ zusammen bin!“ Ich musste kurz schlucken und sagte dann: „Nö, wusste ich nicht, aber das ist doch schön!“ Der Mann sagte noch bevor er ging: „Das hat sich dann so ergeben!“ Diese letzten Worte kamen mir irgendwie komisch vor. Als ob es sich eben nicht so einfach ergeben hat, sondern eher geschickt eingefädelt worden wäre. Oder war ich einfach nur eifersüchtig auf ihn? Auf meinem Heimweg musste ich über die Worte nachdenken, die ich mal zu (m)einem Engel in der Musikschule sagte: (Wie willst du eigentlich mit deinen 6 Kindern noch mal einen Mann abkriegen?) Plötzlich wurde ich vom heiligen Geist mächtig durchströmt und ich bekam den totalen Frieden in meinen Gedanken und in mein Herz. Es war, als ob ich gerade aus meine Gefangenschaft, in die ich mich selber gesteckt hatte, entlassen hatte. Ich spürte gerade so richtig den Plan Gottes in meinem Leben und dachte mir, wäre ich doch bloß früher mal zu ihr gegangen und hätte mich dafür entschuldigt und sagte einfach: Danke Jesus!
An dem Donnerstag, an dem wir beiden Helden uns treffen wollten, rief ich ihn am Abend an, ob es dabei bleiben würde? Mit der Begründung, einen stressigen Arbeitstag gehabt zu haben, sagte der Mann unser Treffen ab. Er wollte sich dann wieder bei mir melden wenn er Zeit hat. Wenn ich es aber vergessen würde, sollte ich ihn beizeiten noch mal daran erinnern. Bis Weihnachten hörte ich nichts von ihm. Ich dachte mir, ich lege ihm zur Erinnerung ein Geschenk unter den Tannenbaum, und schickte ihm ein kleines Päckchen mit einer Volxbibel und einer Predigtkassette über die Vision meiner neuen Gemeinde. Irgendwann im Januar trafen wir uns wieder vorm Aldi und er fragte mich: „Wie komm ich denn zu dieser Ehre“ Er meinte wahrscheinlich mein Weihnachtsgeschenk. Ich war so überrascht dass er da so plötzlich um die Ecke kam und sagte nur: „Eine nette Geste von einem Jesusfreak!“ Ich hätte vielleicht deutlicher sagen sollen: „Das war meine Erinnerung an unsere Verabredung, oder was soll deine Frage!!“ Ich dachte mir: Vieleicht hatte er auch nur Angst vor der Wahrheit? Ich jedenfalls hatte bald die Faxen endgültig satt, von diesen Wohlstands und Wohlfühlchristen, die nichts in Frage stellen, jeden Sonntag in die Gemeinde rennen, und sich mit „saurer Milch“ füttern lassen. Ich wollte aber damals mehr vom Reich Gottes sehen, und ein brennender Jesusnachfolger sein und mich in der Gemeinde einbringen. In meinem Glauben war relativ rein und unverbraucht. Aber genau diese Art von Glauben stellte mich ins Abseits. Ich war umgeben von Menschen mit versiegelten Lippen, die nicht bereit waren, so manche Merkwürdigkeiten aufzudecken oder in einem sechs Augengespräch zu diskutieren und vor Gott zu bringen. Sie haben lieber alles unter den Gemeindeteppich gekehrt, um dort zu überleben und umher zu stolpern“ Gottes Wort sagt im Jakobusbrief 2, 14 – 26:
Unser ganzes Leben soll Gott gehören,
nicht irgendeiner bestimmten Gemeindestruktur oder Pastorennachfolge.
Der Glaube muss sich auch durch die Tat beweisen.
Leute, was bringt es denn, wenn jemand sagt, er vertraut Gott,
aber es hat überhaupt keine Auswirkung auf sein Leben!
Ich wusste schon lange dass ich aufhören musst mit meinem Gedankenterror und dem Selbstmitleid. Ich wollte ja auch meinen Stolz an Gott abgeben und nicht mehr darauf „bestehen“ das mir Gerechtigkeit widerfährt. Denn ich weiß ja längst, Jesus ist meine Gerechtigkeit und es ist auf jeden Fall wahr:
Thanks Jesus, it´s all about you! GOD is in Control & he never make a mistake!
Aber ich liebte meinen Engel und die Gemeinde in die sie geht! Ja kaum zu glauben, ich liebte sie damals immer noch. Wir haben niemals wirklich, in einem klärendem Gespräch über unsere Trennung gesprochen, obwohl ich und (m)ein Engel nur 300 Meter voneinander entfernt wohnten. Man hatte SIE MIR einfach weggenommen und nicht mehr zu mir gelassen und die Menschen haben mich und meine Tochter vor die Tür gesetzt und im Stich gelassen. So benehmen sich doch keine Kinder von Gott. Es scheint ihnen vollkommen egal gewesen zu sein, wie wir beiden das verkraften würden und was aus uns wird. Es wäre damals mehr als eine Befreiung für mich gewesen, wenn ich das alles einmal mit ihr besprechen und hätte klären können. Ich wollte nix zurück haben, es war alles gut so, wie eswar. Doch durch welch eine Wüste ich wandern musste, empfand ich als krank und pervers. Ich frage mich heute noch, was das mit der guten Nachricht zu tun haben soll, dem EVANGELIUM, was dort in dieser Gemeinde von diesem Pastor gelebt wird. Doch egal, ich musste es wohl einfach so hinnehmen und mir sagen: „Shit happend“ Scheiße passiert eben! Auf jeden Fall ging es nicht mehr so weiter. Es war dann okay für mich und Schluss damit! Ich hatte damit aufhört, mich um meine Verletzungen, die mir zugefügt wurden, zu drehen und den Schmerz nicht mehr angesehen.
Einige Jahre später, im April 2007 ging ich noch mal zum dem Haus (m)eines Ex – Engels und schellte an ihrer Haustür. Ich wollte ihr nur die fertige Geschichte „Vom Junkie zum Jesusfreak!“ vorbeibringen. Damit sie einmal liest was ich so über unsere gemeinsame Zeit denke. Als sie die Tür öffnete, sprachen wir kurz miteinander. Meine Geschichte wollte sie aber nicht lesen. Sie sagte nur: „Wenn Gott mir etwas dazu sagt, würde sie sich melden und die Geschichte dann lesen!“ Ich ging dann wieder fröhlich meinen Weg und dachte mir; warum will sie diese Geschichte, die ja eigentlich auch ein Stück weit ihre eigene ist, nicht wenigstens einmal aus meiner Sicht lesen? Wenn sie es nicht will, soll es mir ab nun auch egal sein, ich hab mein möglichstes getan und bin in der Liebe geblieben. In der Liebe Gottes und wenn er will wird er Wege bereiten um sein Werk auszuführen. Ich bin davon überzeugt und das ist meine ganz eigene Erkenntnis die ich unter anderem aus diesen ganzen Geschehnissen lernen durfte; zu lieben und zu vergeben, verheißt ewiges Leben!
Vater, du bist der Schöpfer des Universums und niemand hat dich jemals gesehen, doch ich weiß, du bist der Allmächtige, mein Erlöser, mein Versorger, mein Heiler, mein Hirte, mein Sieg, und du bist bei mir!
Ich kann dich nicht erfassen, hoch wie ein Berg stehst du vor mir. Doch du zeigst mir den Weg zu dir!
Ich bin viel zu oft weit weg von dir, will nur alleine sein. Doch du, lässt mich nicht allein, nein, nein, nein!
Dein Jupp ist jetzt, hier! Hörst du mich? Jesus, ich brauche dich, denn die Welt ist viel, viel größer als ich!
Vater, ich bin dein Kind, das ist alles was ich will! Wie schön dass du da bist, es ist schön dich zu sehen!
Was immer auch kommt, was immer auch geht, was immer auch passiert, Jesus bleibt bei mir und bei Rose!!!! Er, wird immer dabei und am Start sein,
auf dem Weg durchs Leben bis hin zum Ziel, Halleluja! (Text v. Maskill)
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