...Wem ich nie begegnete...


Im März 2013 sprach mich vor dem Kaufpark einen Mann an. Michael, so sein Name, erzählte dass er in einer Gruppe von etwa 6 Leuten Theater spielt. Er fragte mich ob ich Lust hätte, bei ihnen mitzumachen und lud mich zum nächsten Treffen ein. Nicht lange nachgedacht, ging ich also hin. Treffpunkt war ein Haus in der Stadtmitte. Dort erfuhr ich auch, dass sie in den vergangenen drei Jahren schon Stücke wie Don Quichotte, Dantons Tod von Georg Büchner und Farm der Tiere von George Orwell aufgeführt hatten. Dieses Mal wollten sie es aber ein wenig anders gestalten. Jeder der mitwirkenden Darsteller hatte die Aufgabe, einen eigenen Kurzfilm zu drehen. Das Thema und den Inhalt konnte jeder selber wählen. Der rote Faden, der alle Filme miteinander verbindet, sollte von Menschen und deren Wahrnehmung handeln, die am Rande der Gesellschaft stehen. Denn dort am Rande und ins Abseits fühlt sich jeder Einzelne von ihnen durch ihre Mitmenschen hingestellt.


Jede Person aus dieser Gruppe hat ein kleines Problem, das er/sie mit durchs Leben trägt. Einige arbeiten beim Psycho/sozialen Trägerverein, andere wiederum schaffen es nicht zu arbeiten. Der eine nuschelt, ein anderer wiederum „verschluckt“ so manches Wort oder spricht Wortenden/silben nicht ganz aus. Wenn sie Probleme im Alltag haben können sie jederzeit mit ihrem Betreuer sprechen. So haben sie immer jemanden, der ihnen zur Seite steht, wenn etwas in ihrem Leben schief zu laufen droht oder sie nicht zurechtkommen. Sie fragten mich nun, ob ich nicht bei ihrem Vorhaben, etwas auf die Bühne zu stellen, mitmachen wollte. Sie hatten die Idee, dass ich et

was über den Verkauf der Straßenzeitung machen könnte. Wir Fifty-Fifty-Verkäufer sind ja nun mal auch Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Ich dachte mir sofort: „Au ja da mach ich mit!“ Das wird so ein richtiges Jupp-mäßiges Filmchen. Das ist ganz nach meinem Geschmack! Da hab ich schon einige Ideen im Kopf!

Wir trafen uns jeden Montag und besprachen vielerlei Dinge, Details und Einzelheiten. So ein Kurzfilm war ja schließlich nicht mal so eben in fünf Minuten gemacht. Jeder musste erst mal ne Menge Filmmaterial aufnehmen. Später wurde dann von jedem selber entschieden, was er davon verwenden wollte. Eine Tonspur für den Text musste besprochen oder mit Musik hinterlegt, und anschließend noch die Effekte eingebaut werden. Und dann kamen einem auch noch ständig neue Ideen. Zwischen den einzelnen Kurzfilmen wurden ausgesuchte oder selbst verfasste Texte, Gedichte oder Zitate gesprochen. Diese sollten wir möglichst auswendig können. Das alleine war für mich schon sehr herausfordernd gewesen. Im auswendig lernen war ich noch nie besonders gut, das machte mir echtes Kopfzerbrechen.


Jeder von uns hatte seinen ganz eigenen Charakter und steckte voller Ideen. Diese umzusetzen, dafür hatten wir den besten Mann an unserer Seite. Bardia Rousta wurde in Wien geboren, mit 3 Jahren ging er in den Iran und lebte dort neun Jahre lang bei seinen Großeltern. Eines Tages zog es ihn wieder nach Wien und er wurde Tänzer, Schauspieler, machte Regiearbeit und wurde schließlich Theaterpädagoge. Er arbeitete viel mit Menschen, die eine geistige Behinderung oder zB. einen Migrationshintergrund hatten und brachte diese auf die Bühne. Wir wollten euch, das hatten wir uns als Ziel gesetzt, passend zur Weihnachtszeit mit unserem Multimedia-Theater am 8.12.2013 im Solinger Cobra zum schmunzeln, lachen, weinen oder bestenfalls zum nachdenken bringen. Ihr ward eingeladen, ganz umsonst, es kostete nix! Das Motto der Show war: „Wem ich nie begegnete, das bin ich“.


Auf der Homepage vom SKFM war am 5.11 2013 als Überschrift zu lesen: „Eine Aufführung der Theaterwerkstatt für Menschen mit Behinderung. Zitat: Die Filme, geben dem Zuschauer die Möglichkeit, ein wenig in ihre Lebenswelt zu schauen und zu entdecken was sie bewegt. Mit Camcorder ausgestattet haben sie Bilder und Kurzfilme gedreht, denen sie im Alltag begegnet sind und dieses Material in vielen Stunden selbst geschnitten und vertont. Es sind ihre ganz persönlichen Geschichten die sie erzählen, ihre Bilder die sie zeigen und uns die Möglichkeit geben, einen kleinen und kurzen Blick in ihre Welt zu gewinnen und diese mit ihren Augen zu sehen. Dazu haben sie eigene Texte geschrieben oder bestehende, die sie bewegen, ausgesucht. Einige dieser Texte sind aus Büchern wie z. B. der Bibel, aber auch Gedichte von Goethe oder Stücke von Sarah Kane haben die Darsteller bewegt und wurden in das Projekt mit eingebunden. Aber es sind auch selbst geschriebene Texte, die etwas über ihr innerstes erzählen – ja sogar Liebesgedichte. Aus diesen Bildern, Filmen und Texten ist ein sehr persönlicher einstündiger Abend entstanden, zu dem die Gruppe sie einladen möchte. Zitatende.


Wir steckten damals schon seit mehreren Wochen in den Proben unseres Multi – Media -Theaterstückes. Bis auf meinen, waren alle Kurzfilme schon so gut wie fertig im Kasten. Eine Dame von der Leitung und eine Betreuerin von einigen der Mitwirkenden hatten sich angesagt. Sie wollten einmal schauen wie weit wir schon mit den Proben waren. Die beiden zeigten große Freude und Begeisterung an dem, was ihnen dargeboten wurde. Texte, Bilder und die bis damals fertigen Filme erschienen ihnen sensationell. Ab diesem Tag waren die Beiden bei jeder unserer Proben dabei. Ich erzählte ihnen, dass ich Christ sei und zu den Jesusfreaks nach Remscheid in die Gemeinde ginge. Ich gab der Frau von der Leitung meinen Flyer, den ich für meine Zeitungskunden geschrieben hatte. In ihm standen so einige Dinge die das Theaterstück betraf und natürlich, wie immer, eine Message über meinen Glauben an Jesus. Die Einladung, die ich am Ende des Flyers aussprach, um mit Ihnen ne Party zu feiern, musste ich auf ihren Wunsch hin anders formulieren. Scheinbar bekamen sie es plötzlich mit der Angst zu tun und äußerten Bedenken. Sie hatten die Befürchtung, die Jesusfreaks seien eine Sekte und ich würde Leute mit zur Aufführung bringen die dann die Theaterbesucher bekehren wollten. Bei der nächsten Probe kamen sie dann zu dritt und als sie dann zum ersten Mal Ausschnitte meines Kurzfilmes zu sehen bekamen, war schlagartig nichts mehr von ihrer Begeisterung über meine Beiträge, so wie ich sie mir vorstellte, zu spüren. Plötzlich war nur noch Zensur angesagt. Mein Bericht – Vom Junkie zum Jesusfreak – den ich mal mit Produzenten von Bibel TV gedreht hatte, wollten sie schon von Anfang an nicht akzeptieren. Ich ließ mich darauf ein und schrieb meine Geschichte auf. Um diese vorzutragen brauchte ich ca. 7 Minuten lang. Das gefiel den Damen von SKFM sehr gut. Damit der Film nicht länger würde als die Filme der anderen, sollten nun aber Teile, die für mich sehr von Bedeutung waren, gestrichen werden. Mein selbst verfasstes Gedicht – Dem Jupp sein Junkie Blues – war plötzlich nix mehr wert. Und ein sterbender Jesus am Kreuz, das ging anscheinend gar nicht. Von meiner eigenen Idee und dem Sinn meines Films war nun gar nix mehr übrig geblieben. Ich fragte sie, was sie für ein Problem mit meinem Film hätten. Darauf sagten sie: „Der Film würde die Zuschauer erschlagen und so mancher würde so etwas an einem geselligen Theaterbesuch überhaupt nicht sehen wollen. Und außerdem würde es die Filmbeiträge der Anderen ins Abseits stellen, da sie ja eine Behinderung hätten und ich nicht.“ Meine Meinung, dass es in diesem Projekt ja um Menschen gehe, die sich am Rande der Gesellschaft befinden und man mich gebeten hatte, mitzumachen, weil ich eben als Zeitungverkäufer auch einer von ihnen sei, wollten sie nun nicht mehr zustimmen. Mit den folgenden Worten in meinem Film, die mein Leben nach meiner über 20 Jahre langen Drogensucht beschreiben, kamen die sozialen katholischen Frauen dann auch wieder nicht zurecht. Ihnen schienen förmlich die Halskrausen hochzugeklappen. Der Text lautete:

In meinem Leben habe ich so manchen Scheiß gemacht. Doch eigentlich wollte ich ja immer nur Gutes tun. Ich musste  aber erst noch begreifen und mir eingestehen, dass aus mir selbst heraus nix Gutes kommt! Durch mein Leben im Glauben habe ich nun endlich erkannt, dass alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis für diese Welt, in Jesus Christus verborgen sind. Im Vertrauen auf diesen Jesus kann ich mein Leben nun endlich genießen, brauche keine Krankheit und auch den Tod nicht mehr fürchten! Ja ich kann mit Gewissheit sagen: „Noch habe ich nicht vieles begriffen, aber eines steht fest. Ich will alles vergessen, was an schlechten Dingen hinter mir liegt. Ich konzentriere mich nur noch auf das vor mir liegende Ziel. Mit alle Kraft und großer Freude, laufe ich darauf zu, um den Siegespreis zu gewinnen, das Leben in Gottes Herrlichkeit. Denn dazu hat uns Gott, durch Jesus Christus berufen!“ Zitat a. d. Bibel, Philipper 3,13-14  Bis ich in der mir immer noch unbegreiflichen Ewigkeit bei Gott sein werde gibt es hier auf diesem Planeten noch gewisse Lebenszeit auszufüllen. Mit meiner herrlichen Frau, meiner Prinzessin Claudi will ich eines Tages losziehen. Mit allem was uns von Gott geschenkt ist, wollen wir den Menschen von Jesus, unserem Retter erzählen. Wilmer die gelbe Kröte mit den blauen Tretern, ist natürlich auch mit von der Partie. Darum haben wir unsere Vision auch Krötenwanderung genannt. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, dann sprich uns doch einfach an, das würde uns sehr freuen. Okay, nun bleibt mir nur noch eines zu sagen: „Gott will dich segnen! Wenn du ihn ernsthaft suchst, dann wird er sich auch von dir finden lassen, und deine Reise mit Jesus kann beginnen!“

Nachdem ich am Ende meines Textes angekommen war meinten die Damen: „So geht das ja nun aber wirklich nicht, ich könnte meinen Film doch nicht dazu benutzen um die Theaterbesucher zu missionieren.“ Ich sagte ihnen: „Ich erzähle den Leuten nur diese, meine Wahrheit, das ist ein großer Teil meines Lebens! Eben mein Weg vom Junkie zum Jesusfreak. Das ist meine ganz eigene Wahrnehmung meines Lebens und im Übrigen auch meine Wahrnehmung von den Menschen um mich herum, denn viele reagieren auf Leute wie mich, (Menschen, die Jesus lieben und nur noch ihm nachfolgen wollen), genauso wie ihr es gerade tut. In meinem Leben hat Gott großes getan und dafür gebe ich ihm, und zwar ihm ganz allein die Ehre! Die Betreuerin sagte zu mir: „Du wolltest doch clean werden, da hat doch Gott nichts mit zu tun!“ Ich erwiderte: „Du scheinst nun wirklich nicht zu begreifen was mehr als 20 Jahre Drogensucht zu bedeuten haben. Ich habe schon unzählige Versuche gestartet um drogenfrei leben zu können. Doch erst durch diesen Herrn Jesus bin ich FREI  geworden. Ich weiß mittlerweile auch nicht mehr was ihr überhaupt von mir wollt. Ich hatte bis vor 3 Wochen noch voll den Spaß hier mit dem Theaterworkshop. Jeder hat sich Mühe gegeben um seine ganz eigene Geschichte gemäß der Themavorgabe Ihres SKFM zu gestalten. Aber seit ihr euch hier wie die Aufpasser aufführt und an meinem, aber wiederum auch nur an meinem Film herum zensiert, ist mir die Lust vergangen. Am Tag darauf bekam ich einen Anruf und  wurde gebeten am darauf folgenden Montag eine viertel Stunde früher zur Probe zu kommen. In einem knappen Satz teilten sie mir mit: Dein Film ist uns zu missionarisch und deshalb hat der Vorstand beschlossen das Projekt ohne dich fortzuführen. Das war für mich echt der Hammer. 4 Wochen vor der Premiere, hatten sie mein Filmchen in dem ich von meinem Glauben und Leben mit Jesus berichte in Frage gestellt und von der Dame, die das Projekt des SKFM (Sozialdienst Katholischer Frauen und Männer) leitete wurde ich nach diesem kurzen Gespräch vom Multi-Media-Theater ausgeschlossen. Das war ja so schade oder sogar ne Schande!


Meine Gedanken zu dieser Story sind, sorry, aber ich muss das heute mal in dieser Form schreiben: Wir alle sind in Wahrheit behindert! Denn wir sind alle, der eine mehr der andere weniger, nicht in der Lage, Gottes Gnade und unendliche Liebe für jeden einzelnen von uns zu erfassen. Gott hat uns helfen wollen diese Liebe kennen zu lernen. Er hat es Weihnachten werden lassen. Ja er ist selbst zu uns auf die Erde gekommen und lebte mitten unter den Menschen. Als Dank seiner  – Mission der Liebe –  nagelte man ihn ans Kreuz! Doch der Tod hatte keine Macht über ihn und so kam er wieder zurück zu den Lebenden und zeigte sich ihnen erneut. Bevor er dann für immer aus dieser, unserer sichtbaren Welt verschwand, ging er zu seinen Freuden, umarmte sie und sagte ihnen: „Hey ihr, ich habe von Gott uneingeschränkte Vollmacht bekommen, und zwar über alles, was geht! Über alles Sichtbare und auch über alles Unsichtbare. Ihr müsst jetzt losgehen, überallhin, an alle Ecken der Erde! Bringt alle Leute dazu, so zu leben, wie ich es euch beigebracht habe! Fangt damit an, mit ihnen das neue Ritual durchzuziehen, also die Taufe. Das ist ein Zeichen, dass sie jetzt zu Gott, unserem Vater,  gehören, genauso wie zum Sohn und zu seiner besonderen Kraft, dem heiligen Geist.  Bringt ihnen bei, was ich euch beigebracht habe. Auf eins könnt ihr euch jetzt schon verlassen: Ich werde – egal zu welcher Zeit und egal wo ihr gerade seid – immer an eurer Seite sein und euch nie mehr verlassen. Matth. 28, 18-20


Diese Worte von Jesus sind kein alter Hut, sondern haben immer noch dieselbe Kraft wie damals, als er sie zu seinen Freunden sprach. Sein Auftrag gilt jedem, dessen Leben ihm, Jesus, gehört. Also auch mir, dem Jupp! Ich glaube wohl daran, dass es viele katholische Gläubige gibt, die Jesus von ganzem Herzen lieben. Aber mir vorzustellen, mich in eine Reihe anzustellen um von einem Priester ein Stück Esspapier in den Mund gelegt zu bekommen… usw. Das mag jeder halten so wie er oder sie es will und für richtig hält. Ich aber, sitze doch lieber mit meiner Frau zu Hause bei Tisch oder mit den Jesusfreaks in unserer Gemeinde um das Abendmahl zu feiern.  Oder mit jedem anderen, der es mit mir feiern will. Zu glauben der Papst wäre der alleinige irdische Vertreter Jesu Christi auf Erden und er trage das Amt der Unfehlbarkeit ist für mich auch nicht aus der Bibel herauszulesen. 2.Kor. 5,20 sagt: Durch Jesus Christus hat Gott eingegriffen, er hat sich mit den Menschen wieder vertragen. Er hat ihnen ihren Mist verziehen und alle Schulden bezahlt. Das ist die supergeile Nachricht, um die es sich dreht. Gott verträgt sich wieder mit den Menschen! Diese Nachricht dürfen wir weitererzählen. Wir sind die Vertreter für Jesus in dieser Welt und Gott benutzt uns, er spricht durch uns zu den Menschen. Und in seinem Auftrag sagen wir allen: „Bleibt keine Feinde von Gott! Lehnt das Friedensangebot nicht ab.“ / Denn euch ist der Heiland geboren! Euer Jesusfreak Jupp!