Gedanken zum Advent 

(Von Michael H.F. Brock)

Weihnachtsschmuck!

Rudi lässt seine Weihnachtsbeleuchtung am Tannenbaum vor seinem Haus noch einige Wochen brennen. Die ganze Mühe lohnt doch nicht, nur für die wenigen Tage über Weihnachten – hat er gesagt.

Ob er wohl weiß, wie recht er hat? Die ganze Mühe der feierlichen Tage würde sich tatsächlich nicht lohnen nur für die wenigen Tage. Und auch ich lasse meine Weihnachtskrippe noch bis Lichtmess am 2. Januar stehen. Nicht wegen der Arbeit, die sie mir beim Aufbauen bereitet hat. Nein, aber ich möchte, dass die Erinnerung an die Weihnachtstage nicht zu schnell in meinem Alltag verblasst.

Ich stelle mir vor, Maria und Josef wären bereits drei Tage nach der Geburt wieder zum Alltagsgeschehen zurückgekehrt. Was wäre wohl aus dem Kind geworden? Schon nach wenigen Wochen wäre es total verwahrlost in seiner Krippe gelegen, hätte wohl geheult und geschrien. Zu Recht. Und keine Mutter, kein Vater würde das ernsthaft tun. Nein, nach der Geburt beginnt das Leben sich buchstäblich Tag und Nacht fast nur noch um das Neugeborene zu drehen. Unaufhörlich der Schrei nach Wärme und Essen. Deutlich und unüberhörbar erfüllt das Schreien das Haus. Zuerst fast nur Essen und Schlafen. Sich anschmiegen und festhalten an der Hand von Mutter und Vater. Es wird einige Zeit dauern, bis die ersten Krabbelversuche in noch wackelige kleine Schritte übergehen. Aber auch die werden noch angewiesen sein auf den festen Halt der Erwachsenen. Das erste Wort: Mama. Es wird begleitet sein von vielen Fragen. Noch undeutlich und noch nicht in ganzen Sätzen, aber eindeutig neugierig auf alles, was das Kleine umgibt. Es wird ein  genauer Beobachter werden, das Kind. Schnell wird sich zeigen, in welche Welt hinein es geboren ist. Stimmen die Berührungen, die Zuneigung zum Neugeborenen Kind überein mit den Berührungen und der Liebe der Eltern zueinander. Unsere Kinder sind gute Beobachter – und sie sind dankbar für jeden Augenblick, den wir mit ihnen verbringen.

Nicht anders mit den Gedanken der Weihnachtszeit. Geboren als Kind sind die Gedanken des Friedens. Noch klein und noch so völlig hilflos. Keinen Tag kann der Gedanke an eine friedlichere Welt überleben. wenn wir ihn nicht einem Kind gleich in jedem Augenblick neu beleben. – Gib mir Nahrung, schreit der Friede zu jeder Stunde. Nimm mich an der Hand, ruft der Friede. Lass mich laufen lernen und schütze mich. Geh mit mir einem Kind gleich behutsam und sanft um. Fordere nicht gleich am ersten Tag Vollkommenheit von mir. Das tust du bei deinem Kind auch nicht. Dein Kind darf von dir lernen. Darf das der Friede auch? Ich wünsche es dir, dass der Gedanke des Friedens in deinem Leben lernen und ablesen kann, wie das geht: Friede halten unter den Menschen.

Zu kostbar sind die Gedanken der Heiligen Nacht, als das wir sie mit dem Christbaumschmuck schon wieder verpacken dürfen, griffbereit fürs nächste Jahr. Im nächsten Jahr wird ein neues Kind geboren werden. Vieleicht wird es Gerechtigkeit heißen. Als erstes aber wird es neben Mutter und Vater gleich nach seinem Bruder fragen: Wie geht es meinem Bruder, dem Frieden?