Freaks in Chemnitz
Sonntagnachmittag machten wir uns auf nach Chemnitz. Ilt hatte uns angeboten, auf dem Hof seiner Arbeitsstelle, der Heilsarmee, Quartier zu machen. Dort konnten wir Strom und Wasser für umme kriegen. Duschen und Verpflegung war auch mit im Angebot.
Solch einem Luxus konnten wir nicht wiederstehen, selbst den Kaffe brauchten wir nicht selber aufbrühen. Am Mittwoch kam dann auch die Sonne wieder zum Vorschein und so machten wir uns mit den Fahrrädern am Donnerstag auf in die Stadt. Auf dem Marktplatz hatten wir wiedermal einige gute Gespräche. Ein jungen Mann aus der Landeskirche sprach von billiger Gnade, die sich die Jesusfreaks seiner Meinung nach auf die Fahne geschrieben haben. Er war der Meinung man könnte als Christ nicht rauchen, Alkohol trinken, Drogen nehmen oder z.B. homosexuell sein. Ein Anderer kam auf seinem Fahrrad angeradelt und schaute sich unsere Zeitung, die ich ihm gab, aufmerksam an. Als er fertig gelesen hatte, rollte er sie zusammen, gab sie mir wieder und sagte: „Matthäus“. Ich fragte ihn: „Ja und, was ist mit ihm? Den Mann kenn ich aus der Bibel. Er wieder: „Matthew, chappter 7,13 und rasselte den Bibelabschitt in englischer Sprache herunter. Mal Deutsch sprechend, dann wieder Englisch fragte er mich: Woher weißt du dass du save bist. Meine kurze aber klare Antwort war: „Ich hab mein Leben Jesus gegeben und meine Sünden sind mir vergeben. Ich versuche nun ihm, Jesus, ähnlicher zu werden. Er unterbrach mich immer wieder in meiner Rede und sagte: „Woher weißt du, dass du save bist? Und redete vom schmalen Weg und den danach folgenden Bibelversen. Ich sagte ihm, dass Jesus die Tür zu diesem schmalen Weg ist und ich diesen Weg im Glauben an einen gnädigen Gott gehen kann. Meine Früchte schenkt mir der Heilige Geist, der in mir lebt, denn aus mir selbst heraus kriege ich das nicht hin. Und ein Satz kam auch immer wieder : „An euren Früchten wird man euch erkennen! So von oben herab fragte er mich auch: “ Was sind nun deine Früchte?“ Ich erwiderte: „Was sind denn deine Früchte?“. Er meinte: „Ich bin eine Hochleistungsmachine!“ Ein echtes, gewinnbringendes Gespräch kam aber leider nicht dabei raus. Mit den Worten: „Das dauert mir hier viel zu lange!“ setzte er sein Fahrrad in Bewegung und verschwand so schnell wie er gekommen war.
Als Freaks, die wir mit Jesus unterwegs sind, um mit ihm und für ihn zu leben, wollen wir nur eins mal klarstellen. Zu allererst haben wir überhaupt nicht das Recht uns herauszunehmen, über einen anderen Menschen zu richten, und schon gar nicht über einen, der mit Jesus am Start ist aber einen anderen Glaubensweg geht, als wir das tun. Wenn wir mit anderen über unseren Glauben sprechen, dann wollen wir das mit Liebe, Geduld, Besonnenheit… tun das ist schon mal ne gute Frucht, oder?
Abends sind wir auf die Leipzigerstraße ins Kompott (einem Häuserblock aus der linksautonomen Szene mit Umsonstladen, Wohnetagen und Kneipe, die sich Zukunft nennt) geradelt. Conny, die wir durch Ilt kennengelernt hatten, erwartete uns dort und wir verbrachten einen angenehmen Abend unter lauter Punks& anderen Freaks, die mit Jesus eher nix zu tun haben wollen.
Am Samstag war dann Sommerfest in der Heilse angesagt! Hier war auch Wilmer einer der Stars unter vielen, die beim Talentwettbewerb um ihre Gunst warben. Um die Woche noch komplett zu machen haben wir am Sonntag den Gottesdienst der Jesusfreaksgemeinde besucht. In fröhlicher Wohnzimmeratmosphäre miteinander & Gott Zeit zu verbringen – da geht was!